Veröffentlicht am Mai 17, 2024

Nachhaltige Spitzenleistung hängt nicht von Zeitmanagement ab, sondern von intelligenter Energie-Buchhaltung.

  • Ihr Körper unterscheidet nicht zwischen Arbeits- und Trainingsstress – beides belastet dasselbe „Energie-Konto“.
  • Wahre Erholung ist eine Fähigkeit, die gezielt eingesetzt werden muss, um dieses Konto wieder aufzufüllen.

Empfehlung: Hören Sie auf, nur Ihre Zeit zu planen, und fangen Sie an, Ihre Energie-Ein- und Ausgaben bewusst zu steuern, um einem energetischen Bankrott vorzubeugen.

Sie sind ehrgeizig, leistungsorientiert und geben in allen Lebensbereichen 100 Prozent – im Job, beim Sport, für die Familie. Doch in letzter Zeit fühlen Sie sich immer häufiger erschöpft, die Batterien scheinen nie ganz voll zu werden. Sie haben bereits versucht, Ihren Kalender zu optimieren, Aufgaben zu priorisieren und vielleicht sogar erste Entspannungsübungen ausprobiert. Die gängigen Ratschläge zielen meist auf besseres Zeitmanagement oder mehr Disziplin ab. Doch diese Ansätze greifen oft zu kurz, weil sie das eigentliche Problem ignorieren.

Was wäre, wenn die wahre Ursache nicht in der Menge Ihrer Aufgaben liegt, sondern in der Art, wie Sie Ihre persönliche Energie verwalten? Stellen Sie sich Ihre Energie wie ein Bankkonto vor: Ihr „persönliches Energie-Konto“. Jede Anstrengung – sei es ein forderndes Projekt bei der Arbeit, eine intensive Trainingseinheit oder emotionaler Stress – ist eine Abhebung. Jede Form der Erholung ist eine Einzahlung. Das Problem der meisten High-Performer ist, dass sie konstant mehr abheben, als sie einzahlen. Die Folge ist ein schleichender Weg in den „energetischen Bankrott“, den wir als Burnout kennen.

Dieser Artikel bricht mit der reinen Lehre des Zeitmanagements und bietet Ihnen eine übergeordnete Strategie für nachhaltige Leistungsfähigkeit. Sie lernen, die Signale Ihres Körpers als Kontoauszüge zu lesen, Ihre Erholung als gezielte Investition zu betrachten und Ihre Grenzen als notwendige Budgetplanung zu verstehen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie vom reaktiven Stress-Opfer zum proaktiven Energie-Manager werden, der Leistung und Regeneration meisterhaft ausbalanciert.

Für alle, die eine der effektivsten, wissenschaftlich fundierten Entspannungstechniken praktisch erlernen möchten, bietet das folgende Video eine professionelle Anleitung zum Autogenen Training. Es ist ein perfektes Beispiel für eine hochwirksame „Einzahlung“ auf Ihr Energie-Konto.

Um Ihnen eine klare Struktur für die Verwaltung Ihres Energie-Kontos zu geben, haben wir diesen Leitfaden in acht logische Schritte unterteilt. Der folgende Überblick führt Sie durch die zentralen Aspekte, von der Diagnose Ihrer aktuellen Stressbelastung bis hin zur Zusammenstellung Ihres individuellen Werkzeugkoffers für nachhaltige Balance.

Ihr Stress-Fass ist voll: Warum Ihr Körper nicht zwischen Job- und Trainingsstress unterscheidet

Für Ihren Körper gibt es einen universellen Hauptschalter für Belastung: das Stresshormon Cortisol. Ob Sie eine dringende Deadline im Nacken haben, einen intensiven Sprint hinlegen oder sich privat Sorgen machen – die physiologische Reaktion ist nahezu identisch. Jeder dieser Stressoren ist eine Abhebung von Ihrem einzigen Energie-Konto. Viele Leistungsträger machen den Fehler, ihr Stress-Portfolio getrennt zu betrachten: Sie glauben, sich vom Jobstress mit hartem Training „abreagieren“ zu können. In Wahrheit addieren sie jedoch nur eine weitere große Abbuchung und beschleunigen die Erschöpfung.

Dieses Prinzip ist in der Sportwissenschaft als Superkompensation bekannt. Nach einer Belastung (Training) sinkt die Leistungsfähigkeit zunächst ab. Nur in der anschließenden Erholungsphase repariert sich der Körper nicht nur, sondern passt sich an und wird leistungsfähiger als zuvor. Wie Sportwissenschaftler belegen, benötigt der Körper nach intensivem Training eine Regenerationszeit von 24 bis zu 72 Stunden. Findet in dieser Zeit keine adäquate Erholung statt oder kommt ein neuer, starker Stressor (z. B. ein Konflikt im Büro) hinzu, wird die Regeneration gestört. Die Folge: Statt stärker zu werden, werden Sie schwächer. Ihr Energie-Konto rutscht ins Minus.

Die Erkenntnis, dass alle Stressoren aus demselben „Fass“ schöpfen, ist der erste und wichtigste Schritt zur Selbstregulation. Es bedeutet, dass Sie nicht nur Ihr Training, sondern Ihren gesamten Lebensstil periodisieren müssen. Auf eine stressige Arbeitswoche sollte kein extrem forderndes Trainingswochenende folgen. Stattdessen ist eine bewusste „Einzahlung“ in Form von echter Erholung notwendig, um das Konto wieder auszugleichen und die Grundlage für zukünftige Spitzenleistungen zu schaffen.

Ihre persönliche Erholungs-Speisekarte: Finden Sie die Regenerations-Technik, die Sie wirklich auflädt

Wenn jede Anstrengung eine Abhebung von Ihrem Energie-Konto ist, dann muss Erholung eine gezielte Einzahlung sein. Doch nicht jede Form der Erholung hat dieselbe „Erholungs-Rendite“. Abends passiv vor dem Fernseher zu sitzen, mag sich wie eine Pause anfühlen, ist aber oft nur eine Nulleinlage. Um Ihr Konto wirklich aufzufüllen, benötigen Sie eine persönliche „Erholungs-Speisekarte“ – eine Auswahl an Techniken, die gezielt auf unterschiedliche Arten von Erschöpfung einzahlen.

Man unterscheidet grob zwischen aktiver, passiver, sozialer und kreativer Erholung. Während passiver Schlaf für die zelluläre Reparatur unerlässlich ist, hilft aktive Erholung wie ein Spaziergang in der Natur, mentale Anspannung abzubauen. Soziale Erholung durch Zeit mit Freunden entlastet emotional, während kreative Tätigkeiten kognitive Müdigkeit bekämpfen. Der Schlüssel liegt darin, die richtige Technik für die richtige Art von Belastung zu wählen. Nach einem langen Tag voller Meetings ist ein kreatives Hobby oft erholsamer als ein weiterer sozialer Termin.

Abstrakte Darstellung verschiedener Regenerationsformen als fließende Energieströme

Die folgende Übersicht, basierend auf Empfehlungen von Gesundheitsexperten wie der DAK, kann Ihnen als Ausgangspunkt für Ihre persönliche Speisekarte dienen. Es zeigt, welche Methode wann am effektivsten ist.

Regenerationstechniken und ihre optimale Anwendung
Regenerationsart Dauer Beste Anwendung Effekt
Aktive Erholung (Spaziergang, Yoga) 20-30 Min Nach mentalem Stress Durchblutungsförderung, Stressabbau
Passive Erholung (Schlaf) 7-8 Stunden Täglich Wachstumshormonausschüttung, Zellreparatur
Soziale Erholung 1-2 Stunden 2-3x wöchentlich Emotionale Entlastung
Kreative Erholung 30-60 Min Bei kognitiver Erschöpfung Mentale Regeneration

Praxisbeispiel aus Deutschland: Präventionskurse nach § 20 SGB V

Ein konkretes Beispiel für hochwertige „Einzahlungen“ sind zertifizierte Präventionskurse. Methoden wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung sind wissenschaftlich fundiert und ihre Wirksamkeit ist belegt. Aus diesem Grund, so eine Analyse der Krankenkasse Barmer, bezuschussen deutsche Krankenkassen wie AOK, TK und Barmer diese Kurse mit 70-100% der Gebühren. Viele Unternehmen fördern sie zudem im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM), was ihre Bedeutung für die Aufrechterhaltung der Arbeitskraft unterstreicht.

Die gelben Karten des Körpers: Frühe Warnsignale von Burnout, die jeder kennen sollte

Ein energetischer Bankrott passiert nicht über Nacht. Er kündigt sich an – durch subtile, aber klare Warnsignale, die Ihr Körper Ihnen sendet. Betrachten Sie diese Signale als „gelbe Karten“ oder als Benachrichtigungen Ihrer Banking-App, die Sie vor einer Kontoüberziehung warnen. Als High-Performer neigen Sie dazu, diese Signale zu ignorieren oder als Schwäche abzutun und einfach weiterzumachen. Doch genau hier liegt die Gefahr. Das frühzeitige Erkennen dieser Warnungen ist entscheidend, um rechtzeitig gegensteuern zu können.

Diese Signale manifestieren sich auf drei Ebenen:

  • Körperlich: Chronischer Stress führt zu konstant hohen Cortisolwerten. Dies kann sich in Symptomen äußern, die man nicht sofort mit Stress in Verbindung bringt: fahle Haut, Haarausfall, brüchige Nägel, wiederkehrende Infekte oder hartnäckige Augenringe. Auch Schlafstörungen oder eine veränderte Verdauung sind klassische Warnsignale.
  • Mental: Die ersten Anzeichen mentaler Überlastung sind oft Konzentrationsschwierigkeiten und eine erhöhte Reizbarkeit. Sie machen Flüchtigkeitsfehler, vergessen Termine oder reagieren auf Kleinigkeiten unangemessen emotional. Ein zentrales Symptom ist das Gefühl, nie wirklich „abschalten“ zu können – die Gedanken kreisen auch in der Freizeit unablässig um die Arbeit.
  • Verhaltensbezogen: Auf der Verhaltensebene ziehen Sie sich möglicherweise sozial zurück, vernachlässigen Hobbys und greifen vermehrt zu ungesunden Bewältigungsstrategien wie übermäßigem Essen, Alkohol oder exzessivem Medienkonsum, um die innere Anspannung zu betäuben.

Diese „gelben Karten“ sind keine Aufforderung, aufzugeben, sondern eine dringende Einladung, eine bewusste „Einzahlung“ auf Ihr Energie-Konto zu tätigen und unnötige „Abhebungen“ zu reduzieren. Ignorieren Sie sie, riskieren Sie die „rote Karte“: den vollständigen Zusammenbruch.

Die wichtigste Fähigkeit für Ihre Balance: Die Kunst, ohne Schuldgefühle „Nein“ zu sagen

Eine der größten und unnötigsten „Abhebungen“ von Ihrem Energie-Konto ist das Unvermögen, „Nein“ zu sagen. Jedes „Ja“ zu einer zusätzlichen Aufgabe, einer Bitte oder einer sozialen Verpflichtung, für das Sie weder Zeit noch Energie haben, ist eine direkte Belastung. Für viele leistungsorientierte Menschen ist „Nein“ sagen jedoch mit enormen Schuldgefgefühlen verbunden. Sie fürchten, andere zu enttäuschen, als nicht hilfsbereit zu gelten oder ihre Karrierechancen zu schmälern. Doch diese Perspektive ist ein Trugschluss.

Ein strategisches „Nein“ ist kein Akt der Verweigerung, sondern ein Akt der Selbstfürsorge und Professionalität. Es schützt Ihre wichtigste Ressource – Ihre Energie – und stellt sicher, dass Sie die Aufgaben, zu denen Sie „Ja“ sagen, mit der nötigen Qualität und Konzentration erledigen können. Wie Experten betonen, geht es darum, die eigene Haltung zu ändern. So formuliert es Dr. Karsten Schulte-Deußen von Great Place to Work Deutschland:

Im deutschen Arbeitskontext ist es wichtig, das ‚Nein-Sagen‘ nicht als Verweigerung, sondern als Akt der Professionalität und Qualitätssicherung zu verstehen.

– Dr. Karsten Schulte-Deußen, Great Place to Work Deutschland

Das bedeutet, ein „Nein“ zu einer Anfrage ist oft ein „Ja“ zur Qualität Ihrer bestehenden Verpflichtungen. Um die Schuldgefühle zu überwinden, hilft es, sich klarzumachen: Sie sagen nicht „Nein“ zur Person, sondern zur Anfrage in diesem spezifischen Moment. Oft gibt es Alternativen, wie ein „Nein, aber…“ (z.B. „Nein, aber ich kann es nächste Woche übernehmen“) oder ein „Nein, weil…“ (z.B. „Nein, weil ich mich voll auf Projekt X konzentrieren muss, um die Deadline zu halten“). Diese Form der Kommunikation ist klar, respektvoll und schützt Ihr Energie-Konto vor unnötiger Überziehung.

Die Produktivität der Leere: Warum geplantes Nichtstun Ihre Geheimwaffe für Spitzenleistung ist

In einer Kultur, die ständige Beschäftigung verherrlicht, klingt „geplantes Nichtstun“ provokant, fast faul. Doch aus der Perspektive des Energie-Managements ist es eine der strategischsten „Einzahlungen“, die Sie tätigen können. Wir sprechen hier nicht von unproduktivem Herumhängen, sondern von bewusst im Kalender geblockter „White Space Time“ – Zeit ohne konkretes Ziel, ohne To-Do-Liste und ohne digitale Ablenkung. Diese Leere ist keine verlorene Zeit; sie ist die produktivste Phase für Ihr Gehirn.

Neurowissenschaftliche Studien bestätigen dies. Wenn unser Gehirn scheinbar im Leerlauf ist, wird ein bestimmtes Netzwerk aktiv: das Default Mode Network (DMN) oder Ruhezustandsnetzwerk. In diesen Phasen ist das Gehirn hochaktiv: Es verarbeitet unbewusst Informationen, verknüpft Erinnerungen, findet kreative Lösungen für komplexe Probleme und konsolidiert Gelerntes. Der „Geistesblitz“ unter der Dusche ist ein klassisches Beispiel für das DMN bei der Arbeit. Indem Sie Ihrem Geist erlauben, frei zu schweifen, schaffen Sie den Raum für Innovation und tieferes Verständnis – eine unschätzbare „Erholungs-Rendite“.

Minimalistischer Kalender mit bewusst freigehaltenen Zeitblöcken als visuelle Metapher

Für High-Performer ist dies eine radikale Umstellung: Sie müssen lernen, Phasen der „Unproduktivität“ aktiv zu planen und zu schützen. Blocken Sie sich 30-60 Minuten pro Tag oder einige Stunden pro Woche im Kalender als festen Termin mit sich selbst. Gehen Sie spazieren (ohne Podcast), schauen Sie aus dem Fenster oder hören Sie einfach nur Musik. Widerstehen Sie dem Drang, diese Zeit mit „kleinen“ Aufgaben zu füllen. Diese Leere ist der Nährboden, auf dem Ihre besten Ideen wachsen und Ihr Energie-Konto sich regeneriert.

Mentale Regeneration: Warum Ihr Gehirn genauso eine Pause vom Sport braucht wie Ihre Muskeln

Viele sportlich aktive Menschen fokussieren sich bei der Regeneration fast ausschließlich auf den Körper: Dehnen, Massagen, Proteins-Shakes. Sie übersehen dabei, dass das Gehirn, das zentrale Steuerungsorgan jeder Bewegung und Entscheidung, ebenfalls massiv beansprucht wird und eine eigene Form der Erholung benötigt. Die mentale Erschöpfung nach einem Wettkampf oder einer intensiven Trainingsphase ist real und kann die körperliche Regeneration sogar blockieren.

Mentale Regeneration bedeutet, dem Gehirn eine Pause von der ständigen Konzentration auf Leistung, Taktik und Körpergefühl zu geben. Es geht darum, bewusst Aktivitäten zu wählen, die völlig andere neuronale Pfade ansprechen. Dies kann das Eintauchen in eine fiktive Welt durch ein gutes Buch sein, der Besuch eines Museums, das Erlernen eines Musikinstruments oder einfach nur das Beobachten von Menschen in einem Café. Diese Tätigkeiten laden das mentale Energie-Konto wieder auf und fördern das psychische Wohlbefinden, was sich direkt auf die körperliche Leistungsfähigkeit auswirkt.

Die Bedeutung dieser mentalen Auszeiten wird im Spitzensport immer mehr anerkannt, wie zahlreiche Athleten bestätigen. Ein unterstützender biochemischer Faktor dabei ist die Aminosäure Tryptophan. Sie ist die Vorstufe des „Glückshormons“ Serotonin, welches wiederum für die Produktion des Schlafhormons Melatonin benötigt wird. Eine gute Versorgung mit Tryptophan (z. B. durch Nüsse, Haferflocken oder Käse) kann so die Schlafqualität und das allgemeine Wohlbefinden verbessern und die mentale Regeneration unterstützen.

Spitzensportler berichten, dass mentale Regeneration durch Aktivitäten wie Lesen, Museumsbesuche oder Meditation essentiell für ihre Leistungsfähigkeit ist. Die Aminosäure Tryptophan, die für die Serotoninproduktion verantwortlich ist, spielt dabei eine zentrale Rolle für Wohlbefinden und Schlafqualität.

– z-konzept-nutrition.de

Die Kunst des Nein-Sagens im Job: Wie Sie Grenzen setzen, ohne Ihre Karriere zu gefährden

Das „Nein“ im beruflichen Kontext ist für viele Deutsche eine besondere Herausforderung. Doch klare Grenzen sind kein Karrierehindernis, sondern eine Voraussetzung für exzellente Arbeit und den Schutz vor Burnout. Der Schlüssel liegt darin, zwischen „harten“ und „weichen“ Grenzen zu unterscheiden und die Kommunikation entsprechend anzupassen. So vermeiden Sie unnötige Abhebungen von Ihrem Energie-Konto und positionieren sich als verlässlicher, aber auch selbstbewusster Profi.

Eine Analyse von Haufe, einem führenden deutschen Anbieter für Business-Informationen, hilft bei der Unterscheidung:

Grenzen-Matrix: Harte vs. Weiche Grenzen im Arbeitskontext
Grenzentyp Definition Beispiele Kommunikationsstrategie
Harte Grenzen Gesetzlich verankert, nicht verhandelbar 11h Ruhezeit (ArbZG), max. 10h Arbeitszeit, Pausenzeiten Verweis auf Gesetzeslage, sachliche Argumentation
Weiche Grenzen Persönliche Präferenzen, verhandelbar Keine Anrufe nach 18 Uhr, keine E-Mails am Wochenende Höfliche Bitte, Alternativvorschläge anbieten

Harte Grenzen, wie die im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) verankerte Ruhezeit von 11 Stunden, sind nicht verhandelbar. Ihre Einhaltung ist ein Recht und eine Pflicht zum Selbstschutz. Bei weichen Grenzen geht es um eine klare, aber kooperative Kommunikation. Statt einer blanken Ablehnung bieten Sie Lösungen an. Dies zeigt, dass Sie nicht die Arbeit verweigern, sondern die Rahmenbedingungen für qualitativ hochwertige Arbeit sichern wollen.

Ihr Plan für klare Grenzen: Professionelle Formulierungen im Job

  1. Bei drohender Überlastung: Sagen Sie: „Ich verstehe die Dringlichkeit. Um das mit der nötigen Sorgfalt zu erledigen, müsste ich Priorität X verschieben. Wie sollen wir verfahren?“
  2. Bei unrealistischen Deadlines: Formulieren Sie: „Für eine qualitativ hochwertige Umsetzung benötige ich mindestens X Tage. Können wir den Zeitplan gemeinsam anpassen?“
  3. Bei zusätzlichen Aufgaben: Fragen Sie: „Gerne übernehme ich das Projekt. Welche meiner aktuellen Aufgaben soll ich dafür zurückstellen?“
  4. Bei fehlender Kapazität: Schlagen Sie eine Alternative vor: „Für diesen Zeitraum bin ich bereits ausgelastet. Kollege Y hat aber Kapazitäten oder ich könnte es ab [Datum] übernehmen.“

Wenn Überlastung ein strukturelles Problem im Team ist und nicht nur Sie betrifft, kann es sinnvoll sein, Unterstützung zu suchen. Stressexperte Markus Frey rät in diesem Zusammenhang:

Der Betriebsrat kann ein wichtiger Verbündeter sein, um auf strukturelle Überlastung im Team aufmerksam zu machen, anstatt nur individuell zu kämpfen.

– Markus Frey, Stressexperte und Keynote Speaker

Das Wichtigste in Kürze

  • Nachhaltige Leistung basiert auf Energie-Management, nicht auf Zeitmanagement. Sehen Sie Ihre Energie als ein Bankkonto.
  • Alle Stressoren (Job, Sport, Privatleben) belasten dasselbe Konto. Eine ganzheitliche Erholungsplanung ist unerlässlich.
  • Das Setzen von Grenzen („Nein-Sagen“) ist keine Verweigerung, sondern eine professionelle Strategie zur Qualitätssicherung und zum Schutz Ihrer Ressourcen.

Ihr persönlicher Anti-Stress-Werkzeugkoffer: Finden Sie die Methode, die bei Ihnen wirklich wirkt

Sie haben nun verstanden, dass Ihr Wohlbefinden und Ihre Leistungsfähigkeit von einem ausgeglichenen Energie-Konto abhängen. Sie kennen die Warnsignale einer drohenden Überziehung und wissen, wie Sie durch gezielte Erholung „einzahlen“ und durch klare Grenzen unnötige „Abhebungen“ vermeiden. Der letzte Schritt ist, diese Erkenntnisse in ein praktisches, persönliches System zu überführen: Ihren individuellen Anti-Stress-Werkzeugkoffer.

Dieser Werkzeugkoffer ist nicht statisch. Er besteht aus den Methoden und Techniken Ihrer „Erholungs-Speisekarte“, die für Sie am besten funktionieren. Um die Wirksamkeit zu überprüfen und motiviert zu bleiben, ist es hilfreich, ein persönliches Stress-Dashboard zu führen. Als daten- und zielorientierter Mensch gibt Ihnen das Messen von Indikatoren die Kontrolle zurück. Es macht Ihren Fortschritt sichtbar und hilft Ihnen, Muster zu erkennen. Sie sehen schwarz auf weiß, welche Handlungen Ihr Energie-Konto füllen und welche es leeren.

Folgende Messwerte könnten Teil Ihres Dashboards sein:

  • Wöchentliche Arbeitsstunden: Vergleichen Sie die getrackte Zeit mit Ihrer vertraglichen Arbeitszeit.
  • Anzahl der Sporttage pro Woche: Dokumentieren Sie Ihre Trainingseinheiten (Ziel z.B. 2-3).
  • Schlafstunden: Messen Sie Ihre Schlafdauer mit einer App oder einem Tracker (Ziel 7-8 Stunden).
  • Subjektives Stresslevel: Bewerten Sie täglich Ihr Stressgefühl auf einer Skala von 1-10.
  • Erholungseinheiten: Zählen Sie die bewusst eingelegten Pausen aus Ihrer „Speisekarte“ (Ziel z.B. mind. 3 pro Woche).

Dieses Vorgehen etabliert einen Feedback-Loop. Am Ende jeder Woche analysieren Sie Ihre Daten: Haben mehr Arbeitsstunden zu weniger Schlaf und höherem Stress geführt? Hat eine zusätzliche Yoga-Einheit Ihr Stresslevel gesenkt? Basierend auf diesen Erkenntnissen passen Sie Ihre Planung für die kommende Woche an. Sie werden vom passiven Passagier zum aktiven Piloten Ihrer eigenen Energie.

Hören Sie auf, Ihr Energie-Konto zu überziehen und auf die nächste Erschöpfungswelle zu warten. Werden Sie noch heute zum bewussten Manager Ihrer wertvollsten Ressource. Beginnen Sie damit, eine einzige, kleine „Einzahlung“ fest in Ihren Kalender zu planen – sei es ein 20-minütiger Spaziergang ohne Handy oder das bewusste „Nein“ zu einer nicht dringenden Anfrage.

Häufige Fragen zum Thema Stress und Überlastung

Welche körperlichen Signale deuten auf chronischen Stress hin?

Fahle Haut, Haarausfall, brüchige Nägel und chronische Augenringe können direkte Folgen erhöhter Cortisolwerte sein.

Wie erkenne ich mentale Überlastung frühzeitig?

Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Reizbarkeit und das Gefühl, nie abschalten zu können, sind typische Frühwarnzeichen.

Ab wann sollte ich professionelle Hilfe suchen?

Wenn die Symptome länger als zwei bis drei Wochen anhalten und Ihren Alltag spürbar beeinträchtigen, ist eine ärztliche oder psychotherapeutische Beratung dringend ratsam, um die Ursachen abzuklären.

Geschrieben von Marie Bauer, Marie Bauer ist eine Ökotrophologin und zertifizierte Beraterin für intuitives Essen aus München mit 8 Jahren Praxiserfahrung. Sie hilft Menschen, sich von der Diätkultur zu lösen und ein gesundes, unbeschwertes Verhältnis zum Essen zu finden.