
Der Schlüssel zu einem gesunden Essverhalten liegt nicht in neuen Diätregeln, sondern im liebevollen Verständnis Ihrer persönlichen Ess-Biografie.
- Ihre Kindheitsprägungen und Glaubenssätze über Essen sind oft die wahre Ursache für heutigen Stress und Schuldgefühle.
- Soziale Medien verstärken diesen Druck durch ein verzerrtes Ideal, von dem Sie sich aktiv befreien können.
Empfehlung: Beginnen Sie damit, Ihre Essensgeschichte nicht zu verurteilen, sondern neugierig zu erforschen, um die alten Muster aufzulösen und wahren Essensfrieden zu finden.
Kreisen Ihre Gedanken unaufhörlich um Kalorien, Gewicht und die Frage, was Sie essen „dürfen“ und was nicht? Willkommen in einem Club, dem Millionen Menschen angehören. Das Verhältnis zum Essen ist für viele von uns angespannt, voller Stress und Schuldgefühle. Die Leichtigkeit und Freude, die eine Mahlzeit eigentlich bringen sollte, sind oft verloren gegangen. Eine aktuelle Nestlé-Studie zum Essverhalten in Deutschland bestätigt diesen Eindruck: Die Ansprüche an die eigene Ernährung sind enorm gestiegen, während die Zufriedenheit damit paradoxerweise gesunken ist.
Wir suchen nach Lösungen in unzähligen Diäten, Ernährungsplänen und „Clean Eating“-Trends. Wir versuchen, unseren Körper mit Disziplin und Kontrolle zu zwingen, einem Ideal zu entsprechen, das uns oft von außen auferlegt wird. Doch was wäre, wenn ich Ihnen als erfahrener Ernährungspsychologe sage, dass der Schlüssel nicht in noch mehr Kontrolle liegt, sondern im genauen Gegenteil? Wenn die wahre Heilung nicht durch neue Regeln, sondern durch das liebevolle Verstehen der alten Wunden beginnt?
Die Antwort liegt in Ihrer ganz persönlichen Ess-Biografie. In diesem Artikel begeben wir uns gemeinsam auf eine Spurensuche. Wir decken auf, wie Erlebnisse aus Ihrer Kindheit Ihr heutiges Essverhalten prägen und wie der digitale Perfektionsdruck von Social Media diese alten Muster verstärkt. Ich zeige Ihnen, wie Sie die Freude am Kochen und gemeinsamen Genießen wiederentdecken, souverän mit Kommentaren von außen umgehen und vor allem, wie Sie wieder lernen, auf die weise Stimme Ihres Körpers zu hören. Es ist ein Weg weg von der Diät-Mentalität hin zu einem tiefen, inneren Essensfrieden.
Dieser Artikel führt Sie durch die entscheidenden Etappen, um Ihr Verhältnis zum Essen von Grund auf zu heilen. Der folgende Inhalt gibt Ihnen einen Überblick über die Themen, die wir gemeinsam erkunden werden, um das Essen wieder zu dem zu machen, was es sein sollte: ein Freund, kein Feind.
Inhalt: Essen als Freund – Ein Wegweiser zu innerem Essensfrieden
- Was Ihre Kindheit mit Ihrem Essverhalten zu tun hat: Eine Spurensuche in Ihrer Ess-Biografie
- Die Social-Media-Diät-Lüge: Wie Sie sich vom Druck perfekter Essens-Posts befreien
- Gemeinsam genießen: Wie Sie die Freude am Essen in Gesellschaft wiederfinden
- „Isst du das wirklich?“: So kontern Sie unverschämte Kommentare zu Ihrem Essen souverän
- Kochen als Meditation: Finden Sie die verlorene Freude an der Zubereitung Ihrer Mahlzeiten wieder
- Ist das echter Hunger oder nur ein Gefühl? Lernen Sie, die Signale Ihres Körpers zu entschlüsseln
- „Isst du das wirklich?“: So kontern Sie unverschämte Kommentare zu Ihrem Essen souverän
- Weg von der Diät-Mentalität: Finden Sie mit intuitivem Essen zu einem entspannten Essverhalten
Was Ihre Kindheit mit Ihrem Essverhalten zu tun hat: Eine Spurensuche in Ihrer Ess-Biografie
Die Beziehung, die wir heute zum Essen haben, wurde nicht über Nacht geformt. Ihre Wurzeln reichen tief in unsere Vergangenheit, oft bis in die frühesten Kindheitstage zurück. Sätze wie „Iss deinen Teller leer, sonst gibt es schlechtes Wetter“ oder die Angewohnheit, mit Süßigkeiten zu trösten, sind mehr als nur Erinnerungen. Sie sind die Bausteine unserer persönlichen Ess-Biografie. In meiner Praxis sehe ich täglich, wie diese frühen Prägungen unbewusst unser erwachsenes Essverhalten steuern und zu einem Kreislauf aus Zwang, Belohnung und Schuld führen. Diese ungeschriebenen Regeln bestimmen, wann wir essen, was wir essen und vor allem, wie wir uns dabei fühlen.
Das Erkennen dieser Muster ist der erste, entscheidende Schritt zur Heilung. Es geht nicht darum, den Eltern Vorwürfe zu machen, sondern darum, mitfühlend zu verstehen, woher die eigenen Impulse kommen. Warum greifen Sie bei Stress zu Schokolade? Vielleicht, weil sie als Kind als besonderer Trost galt. Warum fühlen Sie sich schuldig, wenn Sie nicht aufessen? Weil es als Verschwendung oder Undankbarkeit galt. Diese Verknüpfungen sind tief in unserem emotionalen Gedächtnis verankert. Das Ausmaß dieses Themas in Deutschland ist beträchtlich, denn eine Studie des Universitätsklinikums Jena zeigt, dass 35,2 % der Frauen im Jahr 2024 ein auffälliges Essverhalten zeigten, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2013.
Indem Sie Ihre Ess-Biografie erforschen, nehmen Sie dem unbewussten Zwang seine Macht. Sie beginnen, zwischen alten, erlernten „Regeln“ und Ihren tatsächlichen, gegenwärtigen Bedürfnissen zu unterscheiden. Diese Spurensuche ist ein Akt der Selbstfürsorge. Sie ermöglicht es Ihnen, alte Glaubenssätze loszulassen und neue, positive Überzeugungen zu etablieren, die Ihnen dienen, anstatt Sie zu sabotieren. Erst wenn wir unsere Geschichte verstehen, können wir ein neues Kapitel schreiben.
Die Social-Media-Diät-Lüge: Wie Sie sich vom Druck perfekter Essens-Posts befreien
Während unsere Ess-Biografie das Fundament legt, gießt die moderne Welt, allen voran die sozialen Medien, beständig Öl ins Feuer. Instagram, TikTok und Co. sind überflutet von Bildern makelloser Körper und perfekt inszenierter „gesunder“ Mahlzeiten. Diese Bilder suggerieren eine Welt, in der jeder diszipliniert, schlank und glücklich ist – eine gefährliche Illusion. Dieser ständige Strom visueller Reize schafft einen enormen Druck und fördert ungesunde Vergleichsprozesse, die unser Selbstwertgefühl und unsere Körperzufriedenheit untergraben. Die Realität ist, dass diese Posts nur einen winzigen, hochgradig kuratierten Ausschnitt zeigen und nichts mit einem normalen, ausgewogenen Leben zu tun haben.
Die Auswirkungen dieses digitalen Drucks sind alarmierend und messbar. Gerade bei jungen Menschen führt der ständige Vergleich zu einem gestörten Körperbild und Essverhalten. So belegen Daten der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) einen dramatischen Anstieg von 54 % bei diagnostizierten Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und Binge Eating bei Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren in Deutschland im Zeitraum von 2012 bis 2022. Dies unterstreicht die toxische Wirkung einer Kultur, die Essen moralisiert und Körper idealisiert.

Prof. Dr. Katrin Giel vom Universitätsklinikum Tübingen bestätigt die psychologischen Mechanismen dahinter. In einem Statement für das Portal Cleankids.de erklärt sie, was diese Bilder so wirkungsvoll macht:
Dabei spielt vor allem die Nutzung visueller Inhalte wie Fotos und Videos eine Rolle, und es sind vor allem Vergleichsprozesse, die einen Einfluss auf das Körperbild haben.
– Prof. Dr. Katrin Giel, Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Tübingen
Sich von diesem Druck zu befreien, bedeutet, einen bewussten digitalen Detox zu vollziehen. Entfolgen Sie Accounts, die Ihnen das Gefühl geben, ungenügend zu sein. Suchen Sie stattdessen nach Inhalten, die Körpervielfalt, Genuss ohne Schuld und eine realistische Herangehensweise an Ernährung zelebrieren. Erinnern Sie sich stets daran: Ihr Wert als Mensch hat nichts mit dem zu tun, was auf Ihrem Teller liegt oder wie Ihr Körper aussieht. Wahre Gesundheit ist innerer Frieden, nicht äußerliche Perfektion.
Gemeinsam genießen: Wie Sie die Freude am Essen in Gesellschaft wiederfinden
Essen war kulturgeschichtlich schon immer ein sozialer Akt. Es bringt Menschen zusammen, stiftet Gemeinschaft und ist Ausdruck von Gastfreundschaft und Zuneigung. Doch in unserer modernen, leistungsorientierten Welt hat sich diese soziale Funktion oft ins Gegenteil verkehrt. Gemeinsame Mahlzeiten werden zur Bühne für Selbstoptimierung, zur öffentlichen Demonstration von Disziplin oder zum Anlass für Stress und Angst. Wer kennt nicht das Gefühl, bei einer Einladung besorgt die Speisekarte zu studieren oder sich für die eigene Essenswahl vor anderen zu rechtfertigen?
Diese Anspannung raubt uns eine der schönsten Seiten des Essens: den unbeschwerten Genuss in Gesellschaft. Wir vergessen, dass es beim gemeinsamen Speisen nicht um die perfekte Nährstoffbilanz geht, sondern um die Verbindung, das Gespräch und das gemeinsame Erlebnis. Die gute Nachricht ist, dass sich hier ein positiver Gegentrend abzeichnet. Die überbordende Komplexität der Foodie-Kultur weicht einem neuen Wunsch nach Einfachheit und Authentizität. Laut der aktuellen Nestlé-Studie kochen 47 % der Menschen in Deutschland lieber einfache Gerichte, ein deutlicher Anstieg von 31 % im Jahr 2018. Dieser Trend ist eine wunderbare Chance.
Nutzen Sie diese neue Lust an der Einfachheit, um den Druck aus gemeinsamen Mahlzeiten zu nehmen. Wenn Sie selbst Gastgeber sind, müssen Sie kein Fünf-Gänge-Menü zaubern. Eine einfache Pasta, ein frischer Salat oder eine gute Brotzeit schaffen oft eine viel entspanntere Atmosphäre. Und wenn Sie zu Gast sind, versuchen Sie, den Fokus bewusst vom Teller weg und hin zu den Menschen zu lenken. Konzentrieren Sie sich auf die Gespräche, die Stimmung und das Gefühl der Zusammengehörigkeit. Genusskompetenz bedeutet auch, den sozialen Nährwert einer Mahlzeit ebenso wertzuschätzen wie ihren kulinarischen.
„Isst du das wirklich?“: So kontern Sie unverschämte Kommentare zu Ihrem Essen souverän
Kaum etwas ist persönlicher als die Entscheidung, was wir unserem Körper zuführen. Dennoch nehmen sich viele Menschen das Recht heraus, diese Entscheidung unaufgefordert zu kommentieren. Sätze wie „Solltest du das wirklich essen?“, „Gönnst du dir aber was!“ oder „Das ist aber nicht gesund“ sind kleine Nadelstiche, die tief verletzen können. Dieses Phänomen, auch „Food Shaming“ genannt, ist weit verbreitet und spiegelt die Diätkultur unserer Gesellschaft wider. Solche Kommentare sind selten böse gemeint, doch sie aktivieren unseren inneren Kritiker und können Scham, Trotz oder Unsicherheit auslösen.
Der erste und wichtigste Schritt im Umgang mit solchen Situationen ist, innerlich einen Schritt zurückzutreten. Machen Sie sich bewusst: Der Kommentar sagt mehr über die Unsicherheiten und die eigene Ess-Biografie der kommentierenden Person aus als über Sie. Oft projizieren Menschen ihre eigenen Regeln, Ängste und Wertvorstellungen auf andere. Wenn Sie innerlich gefestigt sind und wissen, dass Sie die richtige Entscheidung für Ihren Körper treffen, verliert ein solcher Satz von außen an Macht. In Deutschland gibt es Pioniere wie die Ärztin und Bestseller-Autorin Dr. Mareike Awe, die Tausenden von Menschen hilft, sich vom Diätwahn zu befreien und souverän zu den eigenen Essensentscheidungen zu stehen.
Souveränität bedeutet nicht, in die Defensive oder zum Gegenangriff überzugehen. Es bedeutet, eine klare, ruhige und unerschütterliche Grenze zu ziehen. Sie sind niemandem eine Rechtfertigung schuldig. Eine kurze, neutrale Antwort genügt oft, um die Situation zu beenden und Ihre Autonomie zu wahren. Die Kunst liegt darin, nicht auf die implizite Wertung einzugehen, sondern bei sich und der eigenen Körperweisheit zu bleiben. Ihre Essenswahl ist Ihre alleinige Kompetenz.
Kochen als Meditation: Finden Sie die verlorene Freude an der Zubereitung Ihrer Mahlzeiten wieder
In unserem hektischen Alltag ist Kochen für viele zu einer lästigen Pflicht verkommen. Es muss schnell gehen, effizient sein und am besten noch den strengen Regeln einer Diät entsprechen. Dabei geht das Wesentliche verloren: die sinnliche und fast meditative Freude an der Zubereitung von Speisen. Die verlorene Verbindung zum Essen beginnt oft schon bei der verlorenen Verbindung zu seiner Herstellung. Diesen Prozess bewusst neu zu gestalten, kann ein unglaublich heilsamer und erdender Schritt auf dem Weg zum Essensfrieden sein.
Stellen Sie sich Kochen nicht als Leistung vor, die erbracht werden muss, sondern als eine Form der Achtsamkeitspraxis. Es beginnt schon beim Einkauf: Statt gehetzt durch den Supermarkt zu rennen, besuchen Sie doch einmal bewusst einen Wochenmarkt. Nehmen Sie die Farben und Gerüche des saisonalen Gemüses wahr. Wählen Sie Zutaten aus, die Sie wirklich ansprechen, nicht solche, die ein Ernährungsplan vorschreibt. Schaffen Sie sich zu Hause eine einladende Atmosphäre in der Küche. Legen Sie Musik auf, räumen Sie die Arbeitsfläche frei und nehmen Sie sich bewusst Zeit für den Prozess.

Das achtsame Schneiden von Gemüse, das Riechen der Gewürze, das Lauschen auf das Brutzeln in der Pfanne – all das sind sensorische Erlebnisse, die uns im Hier und Jetzt verankern. Es geht nicht darum, ein kompliziertes Rezept perfekt nachzukochen. Beginnen Sie mit einfachen, traditionellen Gerichten, die gute Erinnerungen wecken. Das Kochen wird so von einer lästigen Aufgabe zu einem Ritual der Selbstfürsorge, einem kreativen Akt, der Körper und Seele nährt, noch bevor die erste Gabel zum Mund geführt wird.
Ihr Fahrplan zur achtsamen Küche
- Räumlicher Kontaktpunkt: Gestalten Sie Ihre Küche zu einem einladenden, aufgeräumten Ort. Entfernen Sie alles, was Stress verursacht (z.B. Diätbücher, Waagen).
- Sinnliche Inventur: Besuchen Sie einen Wochenmarkt oder eine gute Obst- und Gemüseabteilung. Notieren Sie, welche Farben, Formen und Gerüche Sie spontan ansprechen, ohne an Kalorien zu denken.
- Konfrontation mit dem Leistungsdruck: Wählen Sie bewusst ein sehr einfaches Rezept ohne Erfolgsdruck. Vergleichen Sie das Gefühl beim Kochen mit dem Gefühl, wenn Sie etwas Kompliziertes „leisten“ müssen.
- Emotionale Mémorabilität: Etablieren Sie das Kochen als festes Ritual (z.B. Feierabend-Ritual). Beobachten Sie, wie sich die emotionale Verbindung von „Pflicht“ zu „selbstfürsorglicher Auszeit“ wandelt.
- Integrationsplan: Planen Sie für die nächste Woche zwei kleine „Koch-Meditationen“ ein, auch wenn es nur 15 Minuten sind, um den Prozess bewusst und ohne Ablenkung zu zelebrieren.
Ist das echter Hunger oder nur ein Gefühl? Lernen Sie, die Signale Ihres Körpers zu entschlüsseln
Eine der fundamentalsten Fähigkeiten, die wir in der Diätkultur verlernen, ist die Unterscheidung zwischen körperlichem Hunger und emotionalem Hunger. Körperlicher Hunger ist ein biologisches Signal. Es ist die Art und Weise, wie Ihr Körper Ihnen mitteilt, dass er Energie benötigt, um zu funktionieren. Emotionaler Hunger hingegen ist ein Signal Ihrer Seele. Er wird durch Gefühle wie Langeweile, Stress, Traurigkeit oder sogar Freude ausgelöst und sucht nach Trost, Ablenkung oder Belohnung im Essen. Die Unfähigkeit, diese beiden Signale zu differenzieren, ist oft die Ursache für Essanfälle und das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
Die Wiedererlangung dieser Körperweisheit ist zentral für das intuitive Essen. Körperlicher Hunger baut sich langsam auf und wird von physischen Anzeichen begleitet. Dr. Mareike Awe beschreibt diese Signale im Interview mit dem Magazin EAT SMARTER sehr treffend:
Körperlicher Hunger äußert sich durch körperliche Hungersignale, wie zum Beispiel dem Gefühl eines ‚leeren Magens‘, Magenknurren, ein leichtes Schwächegefühl, Konzentrationsproblemen oder leichten Kopfschmerzen.
– Dr. Mareike Awe, EAT SMARTER Interview
Emotionaler Hunger hingegen überfällt uns oft plötzlich und ist meist auf ein ganz bestimmtes Lebensmittel gerichtet (z. B. Schokolade, Chips). Er sitzt nicht im Magen, sondern im Kopf. Wenn Sie lernen, vor dem Essen einen Moment innezuhalten und sich zu fragen: „Was fühle ich gerade wirklich?“, öffnen Sie die Tür zur wahren Ursache Ihres Bedürfnisses. Die folgende Tabelle, basierend auf den Prinzipien des intuitiven Essens, hilft Ihnen bei der Unterscheidung.
| Körperlicher Hunger | Emotionaler Hunger |
|---|---|
| Entwickelt sich langsam | Kommt plötzlich |
| Magenknurren, leerer Magen | Kein Magensignal |
| Jedes Essen kann befriedigen | Verlangen nach bestimmten Speisen |
| Endet bei Sättigung | Endet oft mit Völlegefühl |
Es geht nicht darum, emotionales Essen zu verteufeln. Es ist menschlich und normal. Ziel ist es, Bewusstsein zu schaffen, damit Sie eine Wahl haben. Sie können sich entscheiden, bewusst ein Stück Schokolade zu genießen, um sich zu trösten, oder zu erkennen, dass Sie eigentlich eine Umarmung, ein Gespräch oder eine Pause brauchen.
„Isst du das wirklich?“: So kontern Sie unverschämte Kommentare zu Ihrem Essen souverän
Nachdem wir die Wichtigkeit der inneren Stärke erkannt haben, wenden wir uns nun der äußeren Kommunikation zu. Wie genau reagieren Sie im Moment eines übergriffigen Kommentars? Das Ziel ist nicht, eine Diskussion zu gewinnen, sondern Ihre persönliche Grenze klar und ruhig zu kommunizieren. Eine souveräne Reaktion entwaffnet das Gegenüber oft am effektivsten, da sie nicht die erwartete emotionale Reaktion (Scham, Wut, Rechtfertigung) liefert. Ihre Ruhe ist Ihr Schutzschild.
Hier sind einige praxiserprobte Strategien. Wählen Sie die, die sich für Sie am authentischsten anfühlt. Manchmal ist ein einfacher Themenwechsel die eleganteste Lösung. Lächeln Sie und sagen Sie: „Danke, ich genieße das gerade sehr. Sag mal, hast du schon Pläne fürs Wochenende?“ Das signalisiert klar, dass Sie die Debatte nicht führen möchten. Eine andere Methode ist die kurze, neutrale Bestätigung, die dem Kommentar den Wind aus den Segeln nimmt. Auf ein „Gönnst du dir aber was!“ können Sie einfach mit einem freundlichen „Ja, absolut!“ antworten. Kein Wenn, kein Aber.
Für Situationen, in denen eine deutlichere Grenze nötig ist, können Sie die Verantwortung direkt zurückgeben. Auf die Frage „Solltest du das wirklich essen?“ antworten Sie ruhig und bestimmt: „Ich vertraue darauf, dass ich die besten Entscheidungen für meinen Körper treffe.“ Diese Ich-Botschaft ist unangreifbar und setzt einen klaren Endpunkt. Denken Sie daran: Sie sind die einzige Autorität für Ihren Körper. Jedes Mal, wenn Sie eine solche Grenze erfolgreich ziehen, stärken Sie Ihr Selbstvertrauen und festigen Ihren Weg zum Essensfrieden. Es ist ein Training für Ihre Autonomie.
Das Wichtigste in Kürze
- Ihre persönliche Ess-Biografie ist der Schlüssel zum Verständnis Ihres heutigen Essverhaltens. Heilung beginnt mit dem Erkennen alter Muster.
- Die Fähigkeit, zwischen körperlichem und emotionalem Hunger zu unterscheiden (Körperweisheit), ist erlernbar und befreit Sie von Essanfällen.
- Das ultimative Ziel ist nicht ein perfekter Körper, sondern innerer Essensfrieden – ein Zustand, in dem Essen wieder Freude und Genuss ohne Schuld bedeutet.
Weg von der Diät-Mentalität: Finden Sie mit intuitivem Essen zu einem entspannten Essverhalten
Wir haben nun die Wurzeln in der Kindheit erkundet, den Druck der Medien entlarvt und gelernt, die Signale unseres Körpers besser zu deuten. All diese Schritte führen uns zu einem finalen, befreienden Ziel: dem Ausstieg aus der Diät-Mentalität. Es ist ein bekanntes, aber ernüchterndes Faktum, dass die überwältigende Mehrheit der Diäten langfristig scheitert. Sie führen zum gefürchteten Jo-Jo-Effekt, schüren Misstrauen gegenüber dem eigenen Körper und verstärken das Gefühl des Versagens. Intuitives Essen ist der Gegenentwurf dazu. Es ist kein neues Regelwerk, sondern eine Rückbesinnung auf eine Fähigkeit, mit der wir alle geboren wurden.
Ein Kleinkind isst, wenn es hungrig ist, und hört auf, wenn es satt ist. Es bewertet Lebensmittel nicht als „gut“ oder „schlecht“. Diese intuitive Fähigkeit wird uns durch gesellschaftliche Normen und Diätregeln aberzogen. Der Weg zurück zur Intuition basiert auf einigen einfachen, aber tiefgreifenden Grundsätzen, die das Vertrauen in den eigenen Körper wiederherstellen. Es geht darum, die externen Regeln durch innere Weisheit zu ersetzen.

Die vier zentralen Säulen des intuitiven Essens bilden einen Leitfaden für diesen Weg:
- Iss, wenn du körperlich hungrig bist: Lerne, die subtilen Signale deines Körpers zu erkennen und zu respektieren, bevor der Heißhunger einsetzt.
- Wähle intuitiv, was dir schmeckt und guttut: Gib dir die bedingungslose Erlaubnis zu essen. Du wirst feststellen, dass dein Körper nach einer Vielfalt an Nahrungsmitteln verlangt, wenn keine Verbote mehr existieren.
- Genieße achtsam und langsam: Nimm dir Zeit für deine Mahlzeiten, iss ohne Ablenkung und konzentriere dich auf den Geschmack und die Textur des Essens.
- Höre bei angenehmer Sättigung auf zu essen: Lerne, das Gefühl einer befriedigenden, aber nicht unangenehmen Sättigung zu spüren und zu respektieren.
Dieser Prozess braucht Zeit, Geduld und viel Selbstmitgefühl. Es wird Momente des Zweifels geben. Doch jeder Schritt weg von der Diät-Mentalität ist ein Schritt hin zu mehr Freiheit, Lebensqualität und einem liebevollen, freundschaftlichen Verhältnis zu Ihrem Körper und dem Essen.
Ihr Weg zu einem lebenslangen, gesunden Verhältnis zum Essen ist eine Reise, kein Wettlauf. Beginnen Sie noch heute damit, den ersten Schritt mit Neugier und Freundlichkeit gegenüber sich selbst zu tun.
Häufige Fragen zum Umgang mit Essenskommentaren
Was antworte ich auf „Du musst doch was Ordentliches essen!“?
Danke für deine Sorge. Ich höre auf meinen Körper und esse das, was mir guttut.
Wie reagiere ich auf „Gönnst du dir aber was!“?
Ja, ich genieße mein Essen bewusst und ohne schlechtes Gewissen.
Was sage ich bei „Solltest du das wirklich essen?“
Ich treffe meine Essensentscheidungen selbst und fühle mich wohl damit.